Webseite veraltet seit 30.12.2021
Kostenloses Behandlungskonzept „Tricks gegen Ticks“ (Selbsthilfe; vermittelt Entkopplung und Habit Reversal Training): https://ww3.unipark.de/uc/impulse_control/ (eine Videoversion wird gerade wissenschaftlich überprüft).
Trichotillomanie (zwanghaftes Ausreißen von Kopf- oder Körperhaaren) wird gemeinsam mit anderen Störungen, die meist (aber nicht nur) Haut und Nägel betreffen, zu den Impulskontrollstörungen gerechnet. Nachfolgend stellen wir die wichtigsten dieser Störungen vor, die im englischen auch als body-focused repetitive behaviors (BFRBs) bezeichnet werden.
Trichotillomanie: Während volles und schönes Haar mit Gesundheit, Kraft und auch mit Sinnlichkeit und Sexualität assoziiert wird, werden kahle Stellen oder fehlende Wimpern und Augenbrauen, wie sie für die Trichotillomanie typisch sind, von vielen Menschen mit einer schweren körperlichen Erkrankung verwechselt. Oft schämen sich Menschen mit Trichotillomanie für ihr Verhalten und die einhergehenden Erscheinungen. Sie verdecken die kahlen Stellen mit Mützen, Tüchern oder Haarteilen. In einigen Fällen ziehen sich Betroffene ganz aus dem sozialen Leben zurück, was die Lebensqualität weiter einschränkt.
Nägelkauen (Onychophagie): Die gesundheitlichen Konsequenzen beim Nägelkauen sind im engeren Sinne zwar gering – abgesehen von einer gelegentlichen Entzündung des Nagelbetts; die psychologischen Konsequenzen können jedoch gravierend sein. So sind abgekaute Nägel weithin sichtbar und rufen bei anderen Personen oft Ekel hervor. In der Allgemeinbevölkerung wird Nägelkauen häufig gleichgesetzt mit einem nervösen Charakter und Willensschwäche. Zudem sehen abgekaute Nägel unhygienisch aus: Viele Betroffene genieren sich, anderen Personen die Hand zu geben und andersherum. Das kann wiederum zu geringerem Selbstwertgefühl und sozialer Verunsicherung führen. Die Fingernägel werden teilweise in die Handballen vergraben, was die Störung nur noch auffälliger macht.
Dermatillomanie (engl. skin picking): Dermatillomanie ist eine weitere Impulskontrollstörung, die durch wiederholtes Kratzen, Beißen und Zupfen der Haut gekennzeichnet ist. Wie die oben genannten Verhaltensweisen geht die Erkrankung mit einer Verringerung der Lebensqualität einher und kann zu bleibenden körperlichen Problemen wie Gewebeschäden führen.
Unser Behandlungskonzept, das mehrere evidenzbasierte Techniken vermittelt (u.a. Behandlung mithilfe von Entkopplung und Habit Reversal Training), erhalten Sie hier (Spende erbeten): https://ww3.unipark.de/uc/impulse_control/ (eine Videoversion wird gerade wissenschaftlich überprüft).
Diese und andere Selbsthilfetechniken stellen wir Menschen mit psychischen Problemen kostenlos zur Verfügung. Sollten Sie von der Anwendung profitieren und/oder uns bei der Weiterentwicklung unserer Behandlungsangebote unterstützen wollen, würden wir uns über Ihre Spende freuen. Bereits 20€ helfen uns sehr, z.B. bei der Erstellung neuer Selbsthilfevideos für Betroffene. Sie können über diesen Link online spenden und erhalten innerhalb weniger Tage eine offizielle Bestätigung.
Studienergebnisse zur Entkopplung
Die Entkopplungsmethode wurde von Steffen Moritz 2010 entwickelt. Seither konnte die Wirksamkeit dieser einfach zu erlernenden Technik wiederholt bestätigt werden (siehe die unten aufgeführte Literatur). Die Entkopplung wurde bereits in mehreren Meta-Analysen und Übersichtsarbeiten empfohlen, darunter in einer systematischen Übersicht von Lee und Kollegen in Frontiers in Behavioral Neuroscience (2019, S. 13): „Throughout the review, we found evidence of benefit for ‘variants’ of HRT [habit reversal therapy], for example ‚movement decoupling‘ (Moritz and Rufer, 2011).“
Literatur
Lee, M. T., Mpavaenda, D. N. & Fineberg, N. A. (2019). Habit reversal therapy in obsessive compulsive related disorders: A systematic review of the evidence and CONSORT evaluation of randomized controlled trials. Frontiers in Behavioral Neuroscience, 13, 79. Link zum Artikel (Volltext)
Moritz, S., Penney, D., Ahmed, K. & Schmotz, S. (in press). A head-to-head comparison of three self-help techniques to reduce body-focused repetitive behaviors. Behavior Modification
Moritz, S., Rufer, M. & Schmotz, S. (2020). Recovery from pathological skin picking and dermatodaxia using a revised decoupling protocol. Journal of Cosmetic Dermatology, 19, 3038—3040. Link zum Artikel (Volltext)
Moritz, S., Treszl, A. & Rufer, M. (2011). A randomized controlled trial of a novel self-help technique for impulse control disorders: A study on nail-biting. Behavior Modification, 35, 468—485. Link zum Artikel (Abstract)
Moritz, S. & Rufer, M. (2011). Movement decoupling: A self-help intervention for the treatment of trichotillomania. Journal of Behavior Therapy & Experimental Psychiatry, 42, 74—80. Link zum Artikel (Abstract)
Weidt, S., Klaghofer, R., Kuenburg, A., Bruehl, A. B., Delsignore, A., Moritz, S. & Rufer, M. (2015). Internet-based self-help for trichotillomania: A randomized controlled study comparing decoupling and progressive muscle relaxation. Psychotherapy and Psychosomatics, 84, 359—367. Link zum Artikel (Abstract)
Berichte in den Medien (Auswahl)
Apothekenumschau
Mitgliederzeitschrift Techniker Krankenkasse
Der Spiegel
Focus
Ärzteblatt
Für Betroffene
Weitere Informationen erhalten Sie auf folgenden Wikipedia-Seiten: Skin Picking Disorder, Onychophagie und Trichotillomanie. Nach wie vor gibt es kein zugelassenes Medikament gegen körperbezogene Impulskontrollstörungen. Daher raten wir zur Vorsicht bei Empfehlungen für bestimmte Medikamente.