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Willkommen zum Metakognitiven Training (MKT) für Menschen mit Psychose.
Das Metakognitive Training (MKT) ist ein neuer Ansatz zur Behandlung psychotischer Symptome. Unten erhalten Sie weitere Informationen (u.a. theoretischer Hintergrund, Durchführungshinweise) sowie Übersichtsartikel zum Download. Um das Manual zu erhalten, registrieren Sie sich bitte hier. Sie gelangen zu den Modulen, indem Sie unten auf die deutsche Flagge klicken. Bitte beachten Sie, dass noch nicht alle Sprachversionen aktualisiert wurden (neueste Version: 6.x). Falls Sie Therapeut sind und Ihnen das MKT für Psychose gefällt, sollten Sie auch unsere anderen Therapieprogramme ausprobieren (klicken Sie z.B. hier für das MKT für Borderline). Wenn Sie sich besonders für den Bereich der Psychosentherapie interessieren, finden Sie hier Informationen zum individualisierten Format MKT+.
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Vier Meta-Analysen, welche signifikante Effekte für das MKT gegenüber Kontrollbedingungen für Wahn und Positivsymptomatik finden, können Sie hier beziehen.
Einleitung (aus dem deutschen Manual)
Brauchen wir Psychotherapie für Patienten mit Schizophrenie?
Die Schizophrenie ist ein komplexes psychisches Störungsbild, dessen Kernsymptome Wahn, Halluzinationen und Ich-Störungen umfassen. Im vergangenen Jahrzehnt hat ein Umdenken in der Behandlung von Patienten mit Schizophrenie stattgefunden. Die pharmakologische Therapie mit Antipsychotika stellt weiterhin die Primärbehandlung dar, jedoch wird ein tief verwurzelter Vorbehalt gegenüber der psychotherapeutischen Behandelbarkeit schizophrener Patienten zunehmend infrage gestellt. Insbesondere angesichts des hohen Anteils von Patienten, die nicht oder kaum auf Antipsychotika ansprechen oder die diese aufgrund von Nebenwirkungen oder mangelnder Krankheitseinsicht absetzen (Byerly, Nakonezny, & Lescouflair, 2007; Elkis, 2007; Voruganti, Baker, & Awad, 2008), ist die Erforschung komplementärer psychotherapeutischer und kognitiver Behandlungsstrategien in den letzten Jahren stark vorangetrieben worden. Vor allem verhaltenstherapeutische Maßnahmen haben sich als sinnvolle Ergänzung der Pharmakotherapie erwiesen (Wykes, Steel, Everitt, & Tarrier, 2008). Das vorliegende metakognitive Training(*) basiert auf den theoretischen Grundlagen der Verhaltenstherapie der Schizophrenie, wählt aber einen anderen Behandlungsansatz.
Was ist Metakognitives Training?
Im Rahmen von acht Trainingseinheiten (Modulen) sowie zwei Zusatzmodulen werden den teilnehmenden Patienten Denkverzerrungen und einseitige Problemlösestile spielerisch vor Augen geführt, die einzeln oder in der Gesamtheit die Entwicklung von falschen Überzeugungen bis hin zum Wahn begünstigen (Freeman, 2007; Moritz & Woodward, 2007). Die Patienten werden angeleitet, ihr bisheriges Problemlöseverhalten kritisch zu reflektieren, zu verändern und die Inhalte des Trainings im Alltag umzusetzen. Eine Psychose entsteht selten plötzlich, sondern ihr geht meist eine schleichende Veränderung in der Bewertung eigener Empfindungen sowie der sozialen Umwelt voraus (z.B. Klosterkötter, 1992). Daran knüpfen wir die Hoffnung, dass eine Stärkung der metakognitiven Kompetenz (d.h., die Fähigkeit ungünstige Denkstile und Bewertungen zu erkennen und zu korrigieren) prophylaktisch wirkt. Merkblätter mit Hausaufgaben, die am Ende der Sitzungen ausgegeben werden, sollen diesen Prozess unterstützen.
Am Anfang jeder Einheit stehen psychoedukative Elemente und „Normalisierung“: Mit Hilfe vieler Beispiele und Übungen wird in das jeweilige Themengebiet (z.B. voreiliges Schlussfolgern) eingeführt und die allgemeine Fehlbarkeit menschlichen Denkens thematisiert und illustriert. Im zweiten Schritt werden pathologische Ausformungen der jeweiligen Denkverzerrung besprochen: Den Patienten wird behutsam vermittelt, wie es durch Zuspitzungen (normaler) Denkfallen zu Problemen in der Alltagsbewältigung bis hin zum Wahn kommen kann. Dies wird mit Fallbeispielen zum Thema Psychose veranschaulicht, die den Teilnehmern Gelegenheit für den Austausch von Erfahrungen bieten. Die Patienten werden angeleitet, eigene Denkfallen zu erkennen und zu entschärfen. Auch dysfunktionale Copingstrategien (Vermeidung, Gedankenunterdrückung), die sukzessive durch hilfreichere Bewältigungsstrategien ersetzt werden sollen, kommen zur Sprache.
Zu den problematischen Denkstilen, welche als mögliche Entstehungsmechanismen für Wahn diskutiert werden, zählen Veränderungen des Zuschreibungsstils (z.B. ein selbstdienlicher Zuschreibungsstil, monokausale Zuschreibung, Modul 1), voreiliges Schlussfolgern (Modul 2 und 7), mangelnde Korrigierbarkeit (Modul 3), Defizite der sozialen Einfühlung (Modul 4 und 6), übermäßige Urteilssicherheit für Gedächtnisfehler (Modul 5) und depressive Denkschemata (Modul 8; Zusatzmodule zu Stigma und Selbstwert).
Die Behandlungsmodule werden im Rahmen einer Gruppenintervention durchgeführt. Das Metakognitive Training verfolgt das übergeordnete Ziel, die „kognitive Infrastruktur“ des Wahns zu verändern. In neueren Versionen des MKT wurde daher der Bezug zwischen den behandelten Denkstilen und Wahn bzw. Psychose stärker hervorgehoben. Zu Beginn unseres Vorhabens befürchteten wir, dass ein zu transparentes und Symptom-orientiertes Vorgehen einige Patienten überfordern könnte. Diese Sorge hat sich jedoch nicht bewahrheitet. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit individuellen Wahnthemen soll dennoch der Einzelbehandlung vorbehalten sein. Die Materialien des Metakognitiven Trainings können hierfür selbstverständlich verwendet werden. Zudem liegt inzwischen in der zweiten Auflage eine „Individualisierte Metakognitive Therapie für Menschen mit Psychose“ (MKT+) vor, die aufbauend auf dem Gruppenansatz vielfältige Materialien für eine Einzeltherapie enthält (Moritz, et al., 2010a; Moritz et al., 2017).
Worum geht es im MKT?
Das MKT zielt auf das Erkennen und die Bearbeitung kognitiver Verzerrungen, die bei der Psychose eine Rolle spielen. Die folgende Abbildung soll auf unterhaltsame Weise eines der Hauptziele des MKT veranschaulichen: man sollte sich nicht zu voreiligen Schlussfolgerungen verleiten lassen, wenn nur wenige Informationen vorliegen. Im Beispiel: Gesichtsausdrücke sind ein Hinweis aber kein einhundertprozentiger Beweis, um auf Emotionen zu schließen. Andere Hinweise sollten ebenfalls berücksichtigt werden (das Beispiel ist übrigens auf viele andere Politiker und öffentliche Personen übertragbar, die nicht eben für ihr reges Mienenspiel bekannt sind, z.B. Wolfgang Schäuble).
Abbildung 1. Die vielen Gesichter des Wladimir Putin
Es war uns wichtig, kein „trockenes“ Trainingsprogramm zu entwickeln. Durch den interaktiven und unterhaltsamen Charakter des Programms soll die Aufmerksamkeit der Patienten gefesselt und die Nachhaltigkeit der Trainingseffekte gesteigert werden. Entsprechend wurde auch auf "Pauk"-Aufgaben gänzlich verzichtet. Basale kognitive Störungen, wie z.B. Konzentrationsdefizite, sind daher nicht Gegenstand des Programms. Unseres Erachtens ist es fraglich, ob diese Störungen als spezifische Risikofaktoren der Schizophrenie zu betrachten sind.
Da die Einheiten des Metakognitiven Trainings zumeist selbsterklärend sind und um eine möglichst individuelle Gestaltung des Trainings zu ermöglichen, waren wir bestrebt, das Manual kurz zu halten.
(*) Metakognition lässt sich beschreiben als „das Denken über unser Denken“. Metakognition beinhaltet sowohl unsere Fähigkeit, Entscheidungen situationsgemäß auszuwählen, als auch die Art und Weise, wie wir Informationen bewerten, gewichten und wie wir mit möglichen kognitiven Einschränkungen umgehen.
Worum geht es im MKT II
Abbildung 2. Das weltberühmte „Klopp-Gesicht“ kann vieles bedeuten. Geballte Faust, gebleckte Zähne und verengte Augen scheinen Ärger zu signalisieren. In diesem Fall drücken sie jedoch Freude über einen Sieg aus! Ziel des MKT ist es, sich nicht zu schnell zu festen unverrückbaren Urteilen verleiten zu lassen.
Adaption für den akutpsychiatrischen Bereich
Um den besonderen Anforderungen von Patient*innen auf akutpsychiatrischen Stationen gerecht zu werden, haben wir eine vereinfachte Adaption des MKTs für Psychosen entwickelt. Näheres finden Sie hier.
Copyright
Es gelten die gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechts (z.B. keine Verfremdung der Materialien, keine Einarbeitung von Folien in andere Anwendungsprogramme ohne Rücksprache mit den Autoren). Die Durchführung von Kursen, Präsentationen und/oder Workshops zum MKT oder MKT+ ist nicht gestattet ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Prof. Dr. Steffen Moritz.
Übersichtsartikel aktueller Forschungsbefunde zum MKT
Eichner, C. & Berna, F. (2016). Acceptance and efficacy of metacognitive training (mct) on positive symptoms and delusions in patients with schizophrenia: a meta-analysis taking into account important moderators. Schizophrenia Bulletin, 42, 952-962.
Liu, Y. C., Tang, C. C., Hung, T. T., Tsai, P. C. & Lin, M. F. (2018). The efficacy of metacognitive training for delusions in patients with schizophrenia: a meta-analysis of randomized controlled trials informs evidence-based practice. Worldviews on Evidence-Based Nursing, 15, 130-139.
Moritz, S., Krieger, E., Bohn, F. & Veckenstedt, R. (2017). MKT+: Individualisiertes metakognitives Therapieprogramm für Menschen mit Psychose. 2. Auflage. Heidelberg: Springer.
Moritz S., Andreou, C., Schneider, B. C., Wittekind, C. E., Menon, M., Balzan, R. P. & Woodward, T. S. (2014). Sowing the seeds of doubt: a narrative review on metacognitive training in schizophrenia. Clinical Psychology Review, 34, 358-366.
Moritz, S., Veckenstedt, R., Bohn. F., Köther, U. & Woodward, T. S. (2013). Metacognitive training in schizophrenia. Theoretical rationale and administration. In D. L. Roberts & D. L. Penn (Eds.), Social cognition in schizophrenia. From evidence to treatment (pp. 358-383). New York: Oxford University Press.
Moritz, S., Veckenstedt, R., Randjbar, S. & Vitzthum, F. (2010a). MKT+: Individualisiertes metakognitives Therapieprogramm für Menschen mit Psychose. Heidelberg: Springer.
Moritz, S., Vitzthum, F., Randjbar, S., Veckenstedt, R. & Woodward, T. S. (2010b). Detecting and defusing cognitive traps: metacognitive intervention in schizophrenia. Current Opinion in Psychiatry, 23, 561-569.
Moritz, S. & Woodward, T. S. (2007): Metacognitive training in schizophrenia: from basic research to knowledge translation and intervention. Current Opinion in Psychiatry, 20, 619-625.